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Chefarzt nimmt an Austauschprogramm HOPE teil
Ziel des 1981 von HOPE (European Hospital and Healthcare Federation) eingerichteten europäischen Austauschprogramms ist ein besseres Verständnis der unterschiedlichen Gesundheits- und Krankenhaussysteme innerhalb der Europäischen Union. Im Vordergrund steht dabei die Zusammenarbeit und der gegenseitige Austausch. Dabei lag der Fokus auf den Fragestellungen: „Wie funktioniert ein Krankenhaus im europäischen Ausland?“ und „Wie funktioniert die Gesundheitsversorgung im Land?“
Während des Austauschprogramms HOPE machte Dr. Leifeld Station im Krankenhaus des Bruder-Ordens „San Juan de Dios“ in Sevilla. „Das Besondere in Andalusien ist ein vollständig verbundenes digitales Netz der vorliegenden Untersuchungen, Aufenthalte, Laborwerte und Entlassungsbriefe, sodass der Patient innerhalb der gesamten ,comunidad autónoma‘ eine gemeinsame weitergeführte Akte hat. „Darüber hinaus ist die Verzahnung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung in Spanien sehr hoch“, erläutert Dr. Leifeld. Die Digitalisierung sei weit vorangeschritten. Die Oberfläche des Betriebssystems erscheine für alle Berufsgruppen grundsätzlich gleich – egal ob im stationären oder ambulanten Bereich.
Insgesamt betrachtet konnte die Corona-Pandemie in der Krankenversorgung organisatorisch gut überstanden werden. „Dies wurde vor allem dadurch vereinfacht, dass im Gegensatz zu Deutschland, wo das Entgelt der Leistungserbringer (Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte) durch durchgeführte Operationen oder Behandlungen entsteht, in Spanien die Zahlungen an die Leistungserbringer nicht von Aktivitäten abhängen“, erläutert Dr. Leifeld. Bei einem Stillstand der operativen oder ambulanten Leistungen ergeben sich keine Mindererlöse für die Krankenhäuser oder niedergelassenen Ärzte, die in Deutschland nur teilweise durch Sonderzahlungen ausgeglichen wurden. In Spanien sind die Versorgungsstrukturen und ihre Akteure primär Teile der regionalen Gebietskörperschaft. Die Finanzierung erfolgt in Spanien über erhobene Steuern. „Dies ist insgesamt auf das Sozialversicherungssystem nach Bismarck (*1883) in Deutschland und dem Versorgungsprinzip in Spanien (*1942) zurückzuführen“, berichtet Dr. Leifeld.
Nachwuchs in Spanien gewinnen
Aufgrund des Austauschprogramms HOPE nutzte Chefarzt, Dr. Jörg Leifeld, die Gelegenheit, an beiden Standorten in Kooperation mit der jeweiligen Fakultät eine Veranstaltung zum Thema Austausch im Rahmen von ERASMUS zu organisieren. Dort stellte er das deutsche Gesundheitssystem vor. Ein Thema war u.a. die rechtlichen Rahmenbedingungen für Interessierte an einer vollständigen Weiterbildung als Arzt in Deutschland. Von den regelmäßigen Vorträgen in Spanien und dem stetigen Austausch mit dem Partnerland profitiert das „Borro“ seit Jahren, sodass sich inzwischen eine eigene „comunidad“ im Hospital gebildet hat. Die Idee, ärztlichen Nachwuchs in Spanien anzuwerben, hatte Dr. Leifeld vor einigen Jahren, da er seit rund 20 Jahren Spanisch lernt und gute Kontakte nach Granada pflegt. Die Qualität des Medizinstudiums ist in Spanien vergleichbar mit der in Deutschland. In Spanien werden allerdings mehr Medizinstudenten ausgebildet als es Weiterbildungsstellen gibt. Dadurch ist die Arbeitslosigkeit unter den Ärzten hoch.