14.07.2022

Volkskrankheit COPD 

Chefarzt Anguche Amukobole im Interview

Bei der chronisch-obstruktiven Bronchitis sind die Atemwege (Bronchien und Bronchiolen) anhaltend gereizt und dadurch verengt. Dadurch wird der Atemluftstrom erschwert und Luftnot ist die Folge, erläutert Chefarzt Anguche Amukobole im Interview.
Bei Chronic Obstructive Pulmonary Disease – oder kurz COPD – handelt es sich um eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, welche mit anhaltender Entzündung der Atemwege (Bronchien und Bronchiolen), einhergeht, die sog. chronische Bronchitis. Anguche Amukobole, Chefarzt der Abteilung Pneumologie der Klinik Innere Medizin am Borromäus Hospital Leer, schildert im Interview, welche Symptome mit COPD einhergehen und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.Was sind häufige Symptome?

Anguche Amukobole: Die häufigsten Symptome von COPD treten in Form von anhaltendem morgendlichem Husten mit Auswurf auf – allgemein im Volksmund auch als Raucherhusten und im medizinischen Fachjargon als chronische Bronchitis bekannt. Im Verlauf kommt es zunächst zur Luftnot bei starker Anstrengung, dann aber auch im Ruhezustand.

 

Was sind Risikofaktoren?

Anguche Amukobole: Der Hauptrisikofaktor für die COPD ist das Rauchen. Rund 80 Prozent der Betroffenen haben geraucht oder rauchen. Dass Passivrauchen insbesondere bei Kindern trägt erheblich dazu bei. Allgemein spielt eine genetische Veranlagung für COPD ebenfalls eine Rolle. Ein kleiner Teil der Patientinnen und Patienten haben einen Alpha-1-Antitrypsinmangel. Alpha-1-Antitrypsin ist ein besonderes „Schutzeiweiß“, welches gegen körpereigene Stoffe, die die Zellen der Atemwege abbauen, schützt. Erfreulicherweise kann dies gezielt behandelt werden. Auch hier ist die Früherkennung Voraussetzung für die Vorbeugung/Hinauszögerung der unwiederbringlichen Zerstörung des Lungengewebes. Aber auch Personen, die unter Tage arbeiten, mit offenem Feuer durch Verbrennung von Biomasse täglich in Kontakt kommen und Abgase, Stäube und schwere Rußentwicklung einatmen, sind anfällig.

 

Wie entsteht COPD?

Anguche Amukobole: Bei der Erkrankung kommen zwei Grundprobleme zusammen. Zum einen leiden die Patientinnen und Patienten an einer chronisch-obstruktiven Bronchitis und/oder zum anderen an einem Lungenemphysem.

Bei einem Lungenemphysem sind die Makrophagen (eine Sorte von weißen Blutkörperchen) nicht mehr in der Lage, Schadstoffe (wie Tabakrauch) aufzufangen, wenn die Menge dieses Fremdmaterials zu groß wird. Zu viele Entzündungszellen gelangen in die Lunge und schütten wiederum weitere Entzündungsmediatoren aus. Die Trennwände zwischen den Lungenbläschen werden unwiderruflich zerstört und es bilden sich große luftgefüllte Emphysemblasen, welche nicht am Gasaustausch teilnehmen – zeitgleich wird immer mehr Lungengewebe zerstört. Dadurch verkleinert sich die Fläche für den Gasaustausch, wodurch weniger Sauerstoff ins Blut gelangt. Das Atmen wird erschwert und die typischen Symptome wie Luftnot – zunächst bei Aktivitäten oder später im Ruhezustand – sind die Folge.

 

Wie entsteht eine chronische Bronchitis?

Anguche Amukobole: Bei einer chronisch-obstruktiven Bronchitis neigen die Bronchien zur Verengung. Es besteht eine dauerhafte Entzündung der Atemwege. Zudem entsteht ein relativer Ventilmechanismus aufgrund der Einengung – „mehr Luft wird eingeatmet als ausgeatmet wird“ – wodurch eine Überblähung der Lunge entsteht. Die Patientinnen und Patienten reagieren mit Luftnot. Zudem ist die Schleimhaut der Atemwege mit Drüsen ausgestattet. Die sogenannten Flimmerhärchen (Zilien) bedecken die Innenwand der Bronchien wie eine Art Teppich. Je mehr Fremdmaterial durch z.B. das Rauchen in die Atemwege gelangt, umso mehr Schleim bilden die Drüsen, der sich auf den Flimmerhärchen befindet und abgehustet wird. Er verengt zusätzlich die Atemwege. Die Flimmerhärchen werden mit der Zeit zerstört und es kommt zum Versagen des Selbstreinigungsmechanismus der Bronchien. Dies erklärt teilweise den vermehrten Husten, den sogenannten „Raucherhusten“.

Ist die Krankheit bereits weit fortgeschritten, kommt es durch den Sauerstoffmangel zu einer ausgeprägten Abmagerung, die sog. pulmonale Kachexie. Die letzte Etappe der Erkrankung führt zu einer Atempumpeninsuffizienz oder gar Versagen. Die Patientinnen und Patienten können fast nicht mehr eigenständig atmen und sind auf eine Atempumpenunterstützung angewiesen.

 

Was gibt es für Therapiemöglichkeiten?

Anguche Amukobole: Bei der Therapie dieser stets fortschreitenden und durch Lungen-/Atempumpenversagen zum Tode führenden Erkrankung geht es darum, die Verschlechterung der Lungenfunktion zu verlangsamen bzw. hinauszuzögern, während man die Beschwerden der Patientinnen und Patienten im Rahmen der Möglichkeiten erträglicher macht. Der erste Schritt ist, sofort mit dem Rauchen aufzuhören.

Da das lokale Abwehrsystem der Lunge nicht mehr in der Lage ist, sich optimal gegen ,banale‘ Krankheitserreger zu schützen, empfehlen sich folgende Impfungen: Influenza (Grippeschutzimpfung) und Pneumokokken (Erreger der Lungenentzündung). Diese sollen schwereren Verläufen jeweiliger Erkrankungen bei COPD-Patienten vorbeugen.

Atemgymnastik-/ Therapie, das heißt das Erlernen von Atmung mit Lippenbremse, Bauch- und Zwerchfellatmung zur Linderung der Luftnotattacken sowie zur besseren Reinigung der Bronchen durch verbesserte Hustentechnik, stellt eine weitere wichtige Säule der Therapie der COPD dar. Bewegungstherapie wird gegen Muskel- und Nervenschwund eingesetzt.

Als weitere Therapiesäule erfolgt eine auf die/den Patientin/Patienten abgestimmte Medikation. Falls notwendig werden eine Sauerstofflangzeittherapie sowie eine nicht invasive Heimbeatmung eingeleitet.

 

Herr  Amukobole, Anguche

Anguche Amukobole

Chefarzt

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Facharzt für Innere Medizin/Pneumologie

Zusatzbezeichnung: Allergologie, Internistische Intensivmedizin

Diploma in Adult Respiratory Medicine (European Respiratory Society)

Schlafmedizin


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