„Wir verstehen uns als Anwälte der Patienten“

OP-Bereich des „Borros“ gewährt Einblick

Hier ist Teamarbeit angesagt: Sechs Personen sind im Regelfall bei einem operativen Eingriff im Einsatz. Dazu gehören der Anästhesist, die Anästhesiepflegekraft, der Operateur und ggf. ein Assistent, der Instrumenteur (sterile OP-Pflegefachkraft) und der Springer (unsterile OP-Pflegefachkraft).Der Operationsbereich gilt als Herzstück jedes Krankenhauses. Die meisten erleben ihn jedoch nur als Patient – und dabei narkotisiert und schlafend. Doch wie genau sehen die Abläufe im OP-Bereich aus? Wer zum Team gehört und wie das hoch technisierte Arbeitsumfeld aussieht, zeigt ein Blick in den OP-Bereich im Borromäus Hospital Leer.

„Ich lebe das hier“, sagt Marten Pipetz. Der OP-Pfleger kam 1985 ins „Borro“ und ist seit 38 Jahren im OP eingesetzt. Vorher absolvierte er eine dreijährige Krankenpflegerausbildung. „Das sind wichtige Erfahrungswerte, die wir hier bei der Arbeit täglich brauchen“, sagt Pipetz. Diese sei vergleichbar mit den Einsätzen der Feuerwehr. „Es ist ein ständiges Weiterbilden und Einweisen. Denn es geht am Ende um Menschenleben und der Druck ist zurecht hoch“, so Pipetz.

Um 7.15 Uhr beginnt regulär seine Dienstzeit. „Bereits am Vortag schaue ich auf den OP-Plan und bereite die Instrumente für die geplanten Eingriffe vor und überprüfe sie“, berichtet der 60-Jährige. Die erste OP ist für 7.30 Uhr angesetzt.

Dafür wird der Patient auf der Station vorbereitet, rasiert und erhält ein Patientenarmband. „Danach erfolgt die Prämedikation in Form einer Tablette, das heißt, der Patient wird schläfrig und entspannt“, erklärt Pipetz‘ Kollege aus der Anästhesiepflege, Thomas Schön. „Die Anästhesiepflege ist das Bindeglied zwischen Station und OP.“ Von der Station gelangt der Patient zur OP-Schleuse. Schön bettet den Patienten vom Bett auf den OP-Tisch um. Bei der Patientenübergabe wird die OP-Checkliste abgearbeitet, Befunde werden übergeben und Informationen zu Röntgenbildern ausgetauscht. Die OP-Checkliste ist maßgeblich für die Patientensicherheit und beinhaltet u.a. die Überprüfung der Patienteneinwilligung, Abfrage der Identität oder Bezeichnung des Eingriffs.

„Der Patient wird zugedeckt und bequem mit Kissen positioniert und in den Einleitungsraum gefahren“, sagt Schön. Dort werden letzte Fragen mit ihm geklärt. Der Anästhesiepfleger legt einen Zugang und darüber hinaus werden Blutdruck, Puls, die Herzströme (EKG) und Sauerstoffsättigung gemessen. „Wir verstehen uns als Anwälte der Patienten“, sagt Schön. „Alles, was den Patienten guttut, haben wir im Blick – die Lagerung, Atmung, usw.“ Schließlich wird die Narkose vom Anästhesisten mit Hilfe der Anästhesiepflege eingeleitet.

Währenddessen bereitet die OP-Pflege den OP-Saal auf, ordnet und prüft das Equipment und alle benötigten Gerätschaften auf Vollständigkeit und Funktion. Der Wagen mit den vorbereiteten OP-Instrumenten steht ebenfalls schon bereit. Die vorherige Überwachung der Vitalfunktionen (Monitoring) des Patienten wird beendet und im OP-Saal wieder aufgenommen. Für den Eingriff sind nun Anästhesist, die Anästhesiepflegekraft, der Operateur und ggf. ein Assistent, die steril instrumentierende Pflegekraft (IPK), die das OP-Besteck anreicht, und der Springer (unsterile OP-Pflegefachkraft), der den unsterilen Bereich im Blick hat, benötigte Materialien anreicht und beispielsweise das Röntgengerät bedient, im OP-Saal. „Jeder hat seinen festen Verantwortungsbereich“, sagt die Teamleitung OP-Pflege Michael Rux. Jetzt ist es Zeit für das „Team-time-out“. „In einem knappen Abriss werden die Eckdaten zum Patienten noch einmal durchgesprochen, wie Dauer des Eingriffs, zu erwartende mögliche Komplikationen, Vollständigkeit aller benötigten Materialien (z.B. Verbandstoffe oder Implantate), auffällige Blutwerte oder Allergien“, sagt Rux.

Nach dem Eingriff leitet der Anästhesist mit Hilfe der Anästhesiepflege die Narkose langsam aus und der Patient wird noch im OP aufgeweckt und in der OP-Schleuse wieder ins Patientenbett gebettet – zu viert mithilfe eines Rollboards. Im Aufwachraum kommt der Patient langsam wieder zu vollem Bewusstsein und gelangt von dort aus wieder zurück zur Station. „Im Idealfall kann ein wacher, voll ansprechbarer Patient ohne Übelkeit und Schmerzen zurück an die Station übergeben werden“, erklärt Schön.

Der OP-Saal wird währenddessen schon wieder für den nächsten Eingriff vorbereitet, Geräte in Position gebracht und der Saal gereinigt. Letzteres übernehmen Sina Anscheit und ihre Kolleginnen. Seit elf Jahren bereitet Anscheit die Säle auf, entfernt den Müll und erledigt Bestellungen. „Ohne sie würde der OP-Betrieb nicht laufen“, erklärt OP-Koordinator Andreas Wichert. Dieser ist Teil des sogenannten Koordinationsteams, zu dem auch der Chefarzt der Anästhesie, Dr. Dietrich Keller, gehört.

„Meine Aufgabe ist vergleichbar mit dem eines Fluglotsen“, so Wichert. Er hat alle OP-Säle stets im Blick und koordiniert sämtliche Arbeitsabläufe. Am Ende werden damit Wartezeiten für den Patienten vermieden und die acht OP-Säle optimal genutzt. „Hauptsächlich koordiniere ich alle Schnittstellen und versuche, dass jeder zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, damit jede OP reibungslos abläuft, das tägliche OP-Programm abgestimmt wird und auch Notfälle schnell operativ behandelt werden können.“ Kommunikation sei in diesem Zusammenhang alles. „Wir müssen alle harmonisch miteinander verzahnt sein. Wir sind ein Team und der Patient steht für alle an erster Stelle“, bringt es Pipetz auf den Punkt.

 

  • OP-Bereich im Überblick

Das Borromäus Hospital Leer verfügt über acht Operationssäle. Das Pflegeteam besteht aus ca. 50 Mitarbeitenden und zusätzlichen Auszubildenden sowie FSJ/BFD-lern. In den Fachrichtungen Allgemeinchirurgie, Urologie, Unfallchirurgie, Orthopädie, Gynäkologie, Plastische-, Hand- und Ästhetische Chirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie Neurochirurgie werden u.a. Eingriffe an Schilddrüse, Schulter, Knie oder Hüfte durchgeführt. Über den Regelbetrieb hinaus ist der OP für Notfälle rund um die Uhr besetzt.

 

Alles auf einem Blick: OP-Pfleger Marten Pipetz muss rechtzeitig die Container mit den OP-Bestecksieben aus dem Sterilgut-Lager bereitstellen.

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