Digitalisierung im OP-Saal

Erste computergestützte Navigation der Schulterprothese in Ostfriesland

Bei einer starken Abnutzung des Gelenkknorpels und der Sehnen am Schultergelenk treten starke Schmerzen, Schwäche und Bewegungseinschränkungen auf. Eine Schulterprothese kann die Funktionsfähigkeit der Schulter im Alltag ermöglichen und damit die Lebensqualität durch den Erhalt der Selbständigkeit verbessern.

Im Interview erläutert Dr. Tanja Rudolph-Steininger, Sektionsleitung Schulterchirurgie am Borromäus Hospital Leer, die neue „navigierte“ Schulter-Endoprothesen-Operation. Dabei kommt eine besondere Technik zum Einsatz. Die Echtzeit-Navigation ermöglicht die optimale Positionierung und dadurch auch eine Verbesserung der Langlebigkeit der Schulterprothese.

 

  • Was ist das Besondere an der Navigation?

Durch einen kleinen Hautschnitt wird ein ganzes Gelenk bei der Schulteroperation ausgetauscht. Als Operateur sieht man also nur einen kleinen Ausschnitt und die Oberfläche der Schulterpfanne. Der weitere Verlauf des Schulterblattes bleibt verborgen und kann nur von außen erfühlt werden. Das Schulterblatt ist sehr flach und der Knochen ist nur im Bereich der Gelenkpfanne verdickt. Die neue Gelenkpfanne wird in den vorhandenen Knochen mit Schrauben und Zapfen fixiert. Durch die Navigation kann die perfekte Position und Verankerung der Schrauben im Knochen erfolgen. Somit ist die Prothese stabiler verankert und findet länger im Knochen Halt.

Besonders wichtig ist dies bei Patienten mit einem größeren Verlust des vorhandenen Knochens. Das ist zum Beispiel nach Knochenbrüchen, Voroperationen, starkem Verschleiß oder Fehlstellungen der Fall. Bislang konnten diese Patienten möglicherweise nur mit sehr hohem Risiko oder gar nicht operiert werden. Sie mussten ihre Schmerzen und Einschränkungen akzeptieren.

 

  • Wie läuft das computergestützte Verfahren genau ab?

Zunächst wird ein CT nach einem strahlenreduzierten Protokoll von der Schulter angefertigt. Anhand dieser Daten wird ein dreidimensionales virtuelles Modell der Schulter im Computer erstellt. Nun können Knochendefekte genau ausgemessen und bestimmt werden. Die perfekte Pfannen-Position wird schon im Vorfeld ermittelt und mögliche Spezialimplantate gewählt.

Während der Operation werden die Knochenstrukturen mit einem Sender abgefahren und an den Empfänger – ein Computer mit Monitor – gesendet. Er gleicht die Daten ab und kann so die tatsächliche Position des Patienten erfassen. Fräse und Bohrer sind ebenfalls mit einem Sender versehen und der Operateur kann in Echtzeit die genaue Position dreidimensional auf dem Monitor während der OP beurteilen. Gerade bei der Schulter ist das von hohem Wert, da das Schulterblatt ein Flachknochen ist und nur wenig Knochensubstanz im Bereich der Pfannenfixierung zur Verfügung steht. Während der OP stimmen die Computerberechnungen mit den persönlichen Einschätzungen sehr gut überein. Auch die Röntgenkontrollen bestätigen dies.

 

  • Wie sind die Kosten und der Aufwand im Verhältnis zum Zugewinn für den Patienten? Wird die Navigation jetzt immer eingesetzt?

Sowohl Kosten als auch Aufwand sind höher, aber akzeptabel. Bei einer guten Knochensubstanz und einer „normalen“ Gelenkpfanne ist die Erfahrung des Operateurs ausreichend und zeigt sehr gute Ergebnisse in den Langzeitstudien.

Bei schwierigen Fällen hingegen sehe ich die Navigation in der Schulter-Endoprothetik als einen absoluten Zugewinn an Qualität und Langlebigkeit der Prothesen für die Patienten. Sie ist eine faszinierende Unterstützung für den Operateur, womit auch schwierige Defektsituationen mit Knochenaufbau gut zu meistern sind.

 

Bildquelle: Exactech  

 

Ansprechpartner

Frau Dr. Rudolph-Steininger, Tanja

Dr. Tanja Rudolph-Steininger

Sektionsleitung Schulterchirurgie

Telefon: 0491 85-60 300 | Fax: 0491 85-60 109
sekretariat.mvz@hospital-leer.de

Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, spezielle Unfallchirurgie, Schwerpunkt Schulterchirurgie, ATLS Provider, Physiotherapeutin


Zertifiziert

Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2015


Kontakt

Borromäus Hospital Leer gGmbH
Kirchstraße 61-67
26789 Leer | Ostfriesland

Telefon: 0491 85-0

E-Mail: info@hospital-leer.de

Copyright (c) 2015. Borromäus Hospital Leer gGmbH . Alle Rechte vorbehalten.