Herz außer Takt

Im Interview gibt Chefarzt Sven Gerald Wacker Antworten zum Thema Vorhofflimmern

Anlässlich der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung im November gibt Sven Gerald Wacker, Chefarzt der Abteilung Allgemeine Innere Medizin und Kardiologie, Facharzt für Kardiologie und Geriatrie, im Borromäus Hospital Leer, Antworten rund um das Thema Vorhofflimmern – die häufigste Herzrhythmusstörung. Unbemerkt kann das Vorhofflimmern zu Herzschwäche und Schlaganfall führen.

Wie entsteht Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung. Dabei entstehen durch strukturelle Herzerkrankungen, (d.h. Bluthochdruck, Stoffwechselerkrankungen), Veränderungen bzw. Eigenaktionen im Vorhof. Dort sitzt eigentlich der natürliche Taktgeber des Herzens. Die Vorhöfe schlagen schneller als gewöhnlich und „flimmern“. Der Vorhof koppelt sich vom linken Herzen ab und eine unregelmäßige Überleitung entsteht. Dadurch wird die Pumpleistung des linken Vorhofs und gleichzeitig die Kammerfunktionen reduziert.

Wer hat ein erhöhtes Risiko?

Bei Betroffenen unter 50 Jahren handelt es sich vorwiegend um eine erblich bedingte Veranlagung oder ist häufig gutartiger Genese, wie z.B. das Holiday-Heart-Syndrom, das Auslösen von Vorhofflimmern nach Alkoholgenuss. Ab 50 Jahren treten zunehmend bei ein bis zwei Prozent der Bevölkerung die Begleiterkrankungen in den Vordergrund. Ab dem 70. Lebensjahr kann man dann bereits von 15 bis 20 Prozent sprechen, die an Vorhofflimmern erkranken. Jährlich sind rund 1,8 Millionen Menschen bundesweit betroffen.

Was sind typische Symptome des Vorhofflimmerns?

Für den Patienten ist es häufig schwierig, das Vorhofflimmern zu bemerken. So kann es mit einer niedrigen Frequenz tagsüber auftreten oder nachts, sodass der Patient das Vorhofflimmern „verschläft“. Andererseits können auch schwere Symptome auftreten, wie das schlagartige oder langsam, sukzessive Einbrechen der Leistungsfähigkeit, Luftnot bis hin zu geschwollenen Beinen, Schwindel und Herzrasen.

Was kann ich selbst tun?

Für jüngere Patienten ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, ihre Beschwerden zu dokumentieren. Sie können viel besser schildern, ob es sich um ein Herzrasen oder einen zu langsamen Puls handelt. Sie können teilweise den Puls selber tasten und mit neuen technischen Möglichkeiten, wie Pulsuhren oder über das Smartphone, Rhythmussituationen aufzeichnen, die dem Hausarzt mitgeteilt werden können. Denn mit der Dokumentation steht und fällt die zeitnahe Therapie.

Wie sieht die Behandlung aus?

In aller Regel ist beim Vorhofflimmern eine blutverdünnende Therapie notwendig. Das entspricht nicht dem langläufigen Aspirin. Früher war hier Marcumar das Mittel der ersten Wahl. Heute gibt es viele elegante Möglichkeiten – auch in Tablettenform – die nur ein oder zweimal am Tag genommen werden müssen, nicht so engmaschig kontrolliert werden müssen und einen noch besseren Behandlungserfolg haben – mit geringeren Nebenwirkungen und Blutungsrisiko. Standardtherapie bleibt daher die medikamentöse Wahl. Hierzu gehören Betablocker, aber auch andere Formen der rhythmusstabilisierenden Medikamente.

Nach Beginn der Basistherapie und einer Frequenz bremsenden Therapie kann es sein, dass das Herz von einem chaotischen in einen gleichmäßigen, sogenannten Sinus-Rhythmus wieder von alleine umschlägt. Sollte dies nicht der Fall sein, sind weitere aktive Maßnahmen notwendig. Dazu gehört der Ausschluss von Blutklumpen (Thromben) durch ein sogenanntes Schluckecho. Es handelt sich dabei um eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durch die Speiseröhre, wobei ein Schlauch (Echoskop) mit einer Sonde bis ans Herz geführt wird, um die Thromben auszumachen. Neben der medikamentösen Behandlung gibt es auch die aktive Möglichkeit, das Herz durch einen Stromstoß (elektrische Kardioversion) wieder in den regulären Rhythmus zu bringen.

Als letzte Maßnahme hat die interventionelle Therapie, die sogenannte Katheterablation, eine deutliche Aufwertung erfahren und kann das Vorhofflimmern dauerhaft verhindern.

Was kann man zur Vorbeugung tun?

Zur Vorbeugung ist es wichtig, die Parameter des metabolischen Syndroms (d.h. erhöhte Blutdruckwerte, Blutzuckerwerte und gestörter Fettstoffwechsel) besser einzustellen. Problematisch ist, dass unsere Volkskrankheiten, wie Zucker, Übergewicht, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte teilweise verharmlost, bagatellisiert und ignoriert werden. Das hat am Ende Konsequenzen in den folgenden zehn bis 20 Jahren.

 

 

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