09.12.2020

Blasenentzündung ernst nehmen

Urologe Dr. med. Sven-Ulrich Rübertus erklärt, was gegen die brennenden Schmerzen beim Wasserlassen hilft

 
Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen – viele Frauen kennen die Symptome einer Blasenentzündung. Dr. med. Sven-Ulrich Rübertus, Facharzt für Urologie und Oberarzt im Borromäus Hospital Leer, klärt über die Entzündung der Harnblase auf.Die Blasenentzündung (Zystitis) ist eine häufige Erkrankung, die insbesondere Frauen betrifft. Etwa 50 bis 70 Prozent von ihnen sind mindestens einmal im Leben damit konfrontiert. Dr. med. Sven-Ulrich Rübertus, Facharzt für Urologie und Oberarzt im Borromäus Hospital Leer, gibt Antworten rund um das Thema Zystitis.

 

Herr Dr. Rübertus, wie entsteht eine Zystitis?

Die Zystitis ist eine meistens durch Escherichia coli Bakterien verursachte Entzündung der Harnblase, in seltenen Fällen auch viral ausgelöst oder durch Pilze bzw. Parasiten. Bei Frauen hat sie anatomische Ursachen durch die kurze Harnröhre, die etwa vier Zentimeter lang ist. Auch durch die Nähe zur Scheide bzw. zum Anus entstehen im Rahmen der Toilettenhygiene die meisten Harnwegsinfekte durch Schmierinfektionen. Bei Männern handelt es sich um eine eher seltenere Erkrankung. Ab dem 50. Lebensjahr steigt jedoch als Mann das Risiko, an einer Zystitis zu erkranken durch eine Vergrößerung der Prostata, die zu einer Beeinträchtigung der Blasenentleerung führen kann.

Was sind häufige Symptome?

Eine Zystitis macht sich bemerkbar durch Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, häufigen bzw. starken Harndrang, trüben Urin und strengen Uringeruch. Dabei ist zwischen einer unkomplizierten und komplizierten Zystitis zu unterscheiden. Eine unkomplizierte Zystitis ist eine Erkrankung ohne das Vorhandensein von Risikofaktoren. Sie ist normalerweise ungefährlich und stellt kein Risiko für eine Schädigung der Nieren dar. Von einer komplizierten Zystitis spricht man, wenn Vor- oder Begleiterkrankungen bestehen bzw. funktionelle oder anatomische Veränderungen im Harntrakt vorliegen. Eine Zystitis begünstigende Faktoren sind z.B. Diabetes mellitus, Schwangerschaft, allgemeine Abwehrschwäche, Immunsuppression durch Medikamente, häufiger Geschlechtsverkehr (Honeymoon-Zystitis), vesiko-renaler Reflux (Rückfluss des Urins aus der Blase in den Harnleiter bzw. in die Nieren), Blasenfunktionsstörung durch neurologische Erkrankungen (Bandscheibenschäden, Par-kinson, Multiple Sklerose), Dauerkatheter und Einengung der Harnwege (z.B. durch Prostatavergrößerung, Harnsteine).

Wann sollte ich zum Arzt gehen?

Der Weg zum Arzt sollte dann erfolgen, wenn die herkömmlichen Hausmittel wie erhöhte Flüssigkeitszufuhr und Nieren- und Blasentees zum Durchspülen nicht mehr ausreichend Abhilfe schaffen oder wenn andere Symptome hinzukommen wie Blut im Urin, Fieber und Flankenschmerzen. Auch bei anderen Risikofaktoren wie Schwangerschaft oder bekannter Blasenentleerungsstörung sollte der Arzt aufgesucht werden. Sollten Kinder betroffen sein, sind grundsätzlich eine Arztkonsultation zu empfehlen und eine besonders sorgfältige Anamnese notwendig.

Wie wird die Zystitis beim Arzt diagnostiziert?

Die Diagnose des Harnwegsinfekts wird anhand der Symptome und durch eine Urinuntersuchung (Mittelstrahl oder Einmalkatheterisierung) nach Reinigung des Genitale gestellt. Dabei wird der Urin mittels Teststreifen untersucht und ggf. eine Urinkultur angelegt. Idealerweise geschieht dies vor einer Antibiotikatherapie. Eine Ultraschalluntersuchung gibt Aufschluss darüber, ob ein Nierenaufstau vorliegt oder eine Blasenentleerungsstörung. Bei wiederholten Harnwegsinfekten sollte an eine Blasenspiegelung gedacht werden. Auch eine Röntgenuntersuchung kann Aufschluss über Veränderungen im Bereich der Harnwege (Harnleiter, Niere) geben.

Wie gefährlich ist eine Zystitis?

Eine nicht ausreichend behandelte Blasenentzündung kann zu einer Nierenbeckenentzündung mit Fieber und Flankenschmerzen führen. Ursache ist hier beispielsweise eine verschleppte Zystitis, da keine Antibiotikabehandlung stattfand. Gefährlich kann auch ein falsches Antibiotikum werden oder eine zu kurze Einnahme. In diesem Fall können die Symptome weiter voranschreiten. Bei chronischen Harnwegsinfektionen können Resistenzen auftreten, die eine intravenöse Antibiotikatherapie notwendig machen.

Was kann ich selbst tun?

Pflanzliche Produkte, die beispielsweise Beerentraubenblätter, Kapuzinerkresse oder Meerrettichwurzeln enthalten, können unterstützend sein. Auch Blasen- und Nierentees sind hilfreich, ebenso wie der Griff zur Wärmflasche sowie warme Sitzbäder. Ausreichendes Trinken über den Tag hinweg (zwei bis drei Liter), regelmäßiges und vollständiges Entleeren der Blase, eine pH-Wert-neutrale Waschlotion für die Intimpflege sowie achtsame Toilettenhygiene und die Entleerung der Blase vor und nach dem Geschlechtsverkehr sind weitere Maßnahmen. Bezüglich der Wirksamkeit von Cranberry-Produkten gibt es nach derzeitiger Studienlage jedoch Zweifel. Nach den Wechseljahren sollte auch an eine Störung des Hormonhaushalts gedacht werden, welche durch eine östrogenhaltige Salbe an der Harnröhrenmündung ausgeglichen werden kann.

Ist eine Impfung eine sinnvolle Alternative?

Grundsätzlich gibt es eine Impfung gegen chronische Blasenentzündungen in Form von Tabletten über drei Monate oder als dreimalige Injektion im Abstand von je einer Woche. Durch die Verabreichung inaktiver Keime wird das Immunsystem aktiviert und lernt, sich gegen Escherichia Coli Bakterien beziehungsweise die übrigen häufigsten bakteriellen Erreger einer Zystitis besser zur Wehr zu setzen. Das Infektionsrisiko wird dadurch verringert. Die Kosten dieser Schutzimpfung werden grundsätzlich von den Krankenkassen übernommen. Einen vollständigen Schutz kann die Impfung aber nicht garantieren.

Dr. med. Sven-Ulrich Rübertus, Facharzt für Urologie und Oberarzt im Borromäus Hospital Leer, gibt Antworten rund um das Thema Zystitis.

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