12.11.2018

Wenn das Herz ins Stolpern gerät

Informationen rund ums Vorhofflimmern anlässlich der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung 

Vorhofflimmern ist nach der Deutschen Herzstiftung mit circa 1,8 Millionen Betroffenen die häufigste Herzrhythmusstörung und eine ernst zu nehmende Erkrankung. Deshalb stehen die diesjährigen Herzwochen der Deutschen Herzstiftung im November unter dem Motto „Herz außer Takt“. Denn unbemerkt kann das Vorhofflimmern bis zu Herzschwäche und Schlaganfall führen. Sven-Gerald Wacker, Leitender Oberarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie, Facharzt für Kardiologie und Geriatrie, im Borromäus Hospital Leer, gibt Antworten rund um das Thema Vorhofflimmern.

Wie entsteht Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern ist eine Rhythmusstörung des Herzens. Dabei entstehen Stromstöße auch an anderen Stellen in den Vorhöfen, außerhalb des Sinusknotens, der als natürlicher Taktgeber des Herzens fungiert. Die unregelmäßigen Reize lassen die Vorhöfe schneller schlagen als gewöhnlich, sie flimmern. Auch die Herzkammern schlagen unregelmäßig. Blutgerinnsel können entstehen. Begünstigt wird das Vorhofflimmern, das die Gefahr eines Schlaganfalls erhöht, durch Klappenvitien (Herzklappenfehler), Bluthochdruck, Fettwechselstörungen oder Zucker.

Was sind typische Symptome des Vorhofflimmerns?

Klassische Symptome sind Herzrasen, Luftnot bis hin zu Belastungsluftnot, Brustbeklemmungsgefühl und Schwindel. Die Leistungsfähigkeit nimmt in der Regel ab. Eine klassische Konstellation könnte so aussehen: Die Patientin sitzt beim Kaffee mit ihrer Mutter. Plötzlich bekommt sie Herzrasen (paroxysmales Vorhofflimmern) und kontrolliert mit dem Blutdruckmessgerät der Mutter ihren Puls. Es kommt immer wieder zu verschiedenen Messungen. Der Herzrhythmus kann nicht genau erfasst werden. Dann sollte man seinen Hausarzt aufsuchen. Wenn dieser Vorhofflimmern feststellt, sollte der Patient nicht lange auf eine kardiologische Untersuchung warten. Hier muss umgehend eine stationäre Einweisung erfolgen. Ohne entsprechende Therapie droht ein Schlaganfall. In anderen Fällen hört das Vorhofflimmern nicht mehr von selbst auf (persistierendes Vorhofflimmern). Es gibt aber auch noch eine Betroffenengruppe von rund 20 Prozent, bei denen es sich um einen reinen Zufallsbefund handelt, da die Patienten keinerlei Symptome bemerken. Das kann zur hochdramatischen Situation führen, dass die Patienten schließlich mit einem Schlaganfall zur Stationären Aufnahme kommen. Davon abzugrenzen ist das Holiday-Heart-Syndrom. Es tritt vor allem bei jüngeren Personen auf, die Hektik, Stress und wenig Schlaf ausgesetzt sind oder größere Mengen Alkohol konsumieren. Schwindel und Unwohlsein sind die Folge der Herzrhythmusstörung. Vorerkrankungen bestehen in diesen Fällen oftmals nicht.

Wie kann man das Vorhofflimmern erkennen?

Mithilfe des Elektrokardiogramms (EKG). Mit dem Ruhe-EKG wird eine Minute aus dem Leben des Patienten aufgezeichnet. Es bieten sich aber auch Langzeit-EKGs von 24, 48 oder auch 72 Stunden an. Die Maßnahmen können auch bis hin zu einem Eventrecorder reichen, einem kleinen Gerät, das unter die Haut gesetzt wird und zwei Jahre den Herzrhythmus überwacht. Er kommt beispielsweise bei einem Kreislaufkollaps (Synkope) zum Einsatz. Unregelmäßige Herzschläge werden dabei aufgezeichnet. Der Laie zuhause kann am besten den Puls mithilfe dreier Finger am Handgelenk oder an der Halsschlagader kontrollieren und sich dafür einige Minuten Zeit nehmen. Unregelmäßigkeiten fallen bei einem Blutdruckmessgerät hingegen weniger auf.

Wie sieht die Behandlung aus?

Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Zum einen die Frequenzbegrenzung oder die Möglichkeit, das Herz wieder in den regulären Rhythmus (Sinusrhythmus) zu bringen durch Medikamente oder einen Stromstoß (elektrische Kardioversion). Zunehmend spielt auch die Ablation des Vorhofs eine wichtige Rolle. Sinn der Elektrophysiologischen Untersuchung ist es, die Art und den Mechanismus der Herzrhythmusstörung genau festzustellen. Bei dem Eingriff wird ein Katheter über eine Venenschleuse bis zum Herz geschoben. Der Arzt verödet damit den erkrankten Bereich durch Hochfrequenzstrom oder alternativ durch Kälte (Kryoballon-Ablation). So können von dort aus keine Störimpulse mehr in den linken Vorhof gelangen und Vorhofflimmern auslösen. Dabei ist stets auf die therapeutische Blutverdünnung zu achten, um Schlaganfällen vorzubeugen.

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