26.02.2021

Kleine Handchirurgie – ein Überblick

Im ambulanten OP-Bereich der Abteilung für Plastische, Hand- & Ästhetische Chirurgie am Borromäus Hospital Leer werden unter anderem Eingriffe bei einer Ringbandspaltung (dem sogenannten „Schnappfinger“), dem Karpaltunnelsyndrom und bei Gelenkschwellungen (Ganglien und Zysten) vorgenommen.

Von Kribbeln und Taubheitsgefühlen, bis hin zur Steifheit von Fingern und Schmerzen in der Hand: Im Interview anlässlich des Tages der Hand erläutert Dr. Knut Busching, Chefarzt der Abteilung für Plastische, Hand- & Ästhetische Chirurgie am Borromäus Hospital Leer, welche operativen Möglichkeiten seine Ambulanz Patienten mit beispielsweise Karpaltunnelsyndrom oder Gelenkschwellungen bietet.

Wie haben sich die Operationsverfahren verändert?

In den letzten Jahren hat sich bundesweit viel in der Handchirurgie getan. Bis vor fünf Jahren wurden fast alle Eingriffe an der Hand auch im Borromäus Hospital noch im Zentral-OP unter Regionalanästhesie oder Vollnarkose durchgeführt. Seitdem operieren wir viele dieser Patienten direkt in unserer Ambulanz mittels Lokalanästhesie. Die Vorteile sind umfangreich: Der Patient muss nicht nüchtern sein, sich keiner Vollnarkose unterziehen – was körperlich nicht belastend und äußerst schonend ist –, keinen bandagierten Arm tragen und kann seine Finger direkt nach der Operation bewegen. Das Verfahren ist mit dem Eingriff im Zentral-OP unter Narkose gleichwertig und ebenso sicher. Die „Wide Awake Approach“-Anästhesie ermöglicht es dem Patienten, direkt bei der Wiederherstellung seiner Hand mitzumachen und den Erfolg sofort zu spüren.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff?

Die „Wide Awake Approach“-Anästhesie (= Zugang bei völlig wachem Patienten) bezeichnet die Operation des Patienten in einem wachen Zustand unter Lokalanästhesie. Vorher war für die handchirurgischen Eingriffe eine „Blutleere“ notwendig. Das heißt, der ganze Arm des Patienten wurde für den operativen Eingriff abgebunden bzw. betäubt, um blutungsfrei operieren zu können. Mit den Jahren setzte sich dann die „Wide Awake Approach“-Anästhesie durch, bei der dem örtlichen Betäubungsmittel ein Blutgefäß verengendes Mittel (Adrenalin) hinzugefügt wird. Dadurch ist es auch unter örtlicher Betäubung möglich, blutungsfrei zu operieren und die Anatomie der Hand gut einzusehen.

In den 60er und 70er Jahren war diese Methode noch undenkbar. Erst mit der Zeit konnte sich in der Wissenschaft etablieren, dass die örtliche Betäubung in der Handchirurgie gegenüber der Plexusanästhesie viele Vorteile hat und vor allem für den Patienten ohne Risiken ist. Ängste, dass einzelne Finger bei der „Wide Awake Approach“-Anästhesie absterben, stellten sich als unbegründet heraus. Stattdessen wird die vom Patienten oft als unangenehm empfundene „Blutleere“ vermieden. Der Patient ist nach der OP sofort wieder wohlauf, muss die Narkose nicht abklingen lassen und verlässt mit spürbarer Beweglichkeit der Hand den OP. Hinzu kommt eine enorme Zeitersparnis.

Wann können die Hand/Finger bewegt werden und die Arbeit wieder aufgenommen werden?

Die Finger können direkt nach dem Eingriff bewegt werden. Wir empfehlen sogar, die Beweglichkeit der Hand sofort zu trainieren und eine weitere Übungstherapie und Narbenmassagen in Anspruch zu nehmen.

Welche Eingriffe führen Sie ambulant unter Lokalanästhesie durch?

Fast täglich nehmen wir Eingriffe bei einer Ringbandspaltung, dem sogenannten „Schnappfinger“, dem Karpaltunnelsyndrom und Gelenkschwellungen (Ganglien und Zysten) vor. Auch das Entfernen von Drähten, die bei Fingerbrüchen zur Fixierung der Knochen unter die Haut gesetzt wurden, erfolgt inzwischen ambulant. Die Patienten, denen beide Operationsweisen bekannt sind, nehmen die „Wide Awake Approach“-Methode sehr gut an. Auch die Nachbehandlung ist dadurch angenehmer.

Können Sie den „Schnappfinger“ und das Karpaltunnelsyndrom näher erläutern?

Beim sogenannten „Schnappfinger“ verbleibt ein Finger in einer gekrümmten Haltung, Bewegungsstörungen liegen vor. Ursächlich ist eine Anschwellung/Verdickung der Sehnen des Fingers oder eine Einengung der Sehnenscheide. Wir lösen nach einem kleinen Hautschnitt das Ringband am betroffenen Finger, damit es sich wieder der Umgebung anpasst und es frei gleiten kann.

Beim Karpaltunnelsyndrom handelt es sich um einen eingeklemmten Nerv im Handgelenkstunnel (Karpaltunnel). Durch eine minimalinvasive Operationstechnik, die ebenfalls ambulant und unter örtlicher Betäubung erfolgt, profitieren die Patienten von einem raschen Ergebnis und können die Beweglichkeit ihrer Finger direkt testen.

Wann sollte ich mich an einen Arzt wenden?

Bei Gefühlsstörungen in den Fingern sollte das Gespräch mit einem Neurologen, beispielsweise direkt im „Borro“ mit der Praxis von Martin Vollbrandt oder der Praxis von Dr. Jan Holz, gesucht werden. Dieser kann dann einen möglichen Bandscheibenvorfall ausschließen. Bei nächtlichem Kribbeln oder Taubheitsgefühlen sowie Bewegungsstörungen an den Fingern kann auch der niedergelassene Orthopäde oder Handchirurg konsultiert werden. Im Anschluss sind in unserer Ambulanz operative Behandlungen möglich. Der Patient sollte allerdings nicht so lange warten, bis die Fingerspitzen taub werden.

 

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