Vier bange Tage in der Wildnis

Leeraner Jochen Sollermann kämpfte auf Madeira ums Überleben –

Nach Luftrettung erfolgt im Borro die Nachbehandlung

Foto: Protecao Civil Madeira Zum sechsten Mal steuert Jochen Sollermann aus Leer Ende Januar die Insel Madeira an, um Urlaub zu machen und vor allem wandern zu gehen. Das Hobby verfolgt der 58-Jährige bereits seit 20 Jahren. Deshalb folgt er auch ohne Vorbehalte einem kleinen Waldweg nahe seinem Urlaubsort, der sich irgendwann verliert und ihn auf einen Bergrücken führt. „Spätestens hier hätte ich umkehren sollen“, blickt Jochen Sollermann zurück.
Immer tiefer schlägt er sich durch und ist schließlich mit wenig Proviant drei Nächte ohne Schlaf und vier Tage in den Bergen. „Ich war nicht orientierungslos“, berichtet Jochen Sollermann. Der Wanderer weiß, wo das Dorf Sao Vicente mit seinem Hotel liegt, kann es aber nicht erreichen. „Ich bin über den Berg geirrt. Da waren keine Menschen, nur Wald und Vulkangestein mit den wildesten Strukturen.“ Jochen Sollermann kommt nur kletternd voran und stürzt 14, 15 Mal unkontrolliert. „Ich habe mir dabei einen Wadenbeinbruch zugezogen und die Schulter ausgerenkt.“ Aus Angst abzurutschen und sich weiter zu verletzen, wacht er die Nächte über.

„Am letzten Tag in den Bergen, habe ich versucht, so weit wie möglich in die Nähe von Sao Vicente zu kommen. Ich saß dann völlig entkräftet, ohne Ausweg oberhalb eines Abgrunds, kurz vor dem Ort.“ Ein Weiterkommen ist nicht mehr möglich, vor ihm geht es steil bergab. Er weiß, er kann sich maximal nur noch zwei Stunden dort halten, bewegte sich vorher bereits vorsichtig immer weiter über steinerne Abhänge fort. „Mit letzter Kraft und gebrochenem Knöchel, verlorener Brille und ohne weitere Nahrungsmittel konnte ich nur noch schreien und hoffen, dass mich im Dorf unten jemand hört“, erinnert sich Jochen Sollermann.
Tatsächlich hört ihn eine ältere Dame, die den Zivilschutz benachrichtigt. Zwei verschiedene Drohnen versuchen, den Deutschen ausfindig zu machen, schließlich entdeckt ihn am 2. Februar ein Rettungshubschrauber. „Superglücklich im Helikopter konnte ich nur noch weinen und meinen Rettern danken.“ Es ist der erste Luftrettungseinsatz auf der Insel. Jochen Sollermann wird ins Krankenhaus in Funchal gebracht. Dort realisiert er noch nicht, welche Verletzungen er hat und wie erschöpft sein Körper ist, die Nieren werden aufgrund der Erschöpfungssymptome bereits angegriffen. „Ich wollte zurück ins Hotel und habe mit den Ärzten diskutiert. Meine Verletzungen beispielsweise am Arm habe ich gar nicht wahrgenommen. Ich stand unter Adrenalin.“
Schließlich wird Jochen Sollermann unter ärztlicher Betreuung ins Borromäus Hospital Leer geflogen. „Hier konnte ich erst einmal zur Ruhe kommen“, sagt der 58-Jährige, der inzwischen am Fuß und der Schulter operiert wurde.

„Herr Sollermann hat definitiv Glück im Unglück gehabt“, erläutert Dr. Andreas Weinbecker, Chefarzt der Abteilung Unfall- & Wiederherstellungschirurgie, Sportorthopädie. So lag eine Schulterluxation (Ausrenkung) des Schultergelenks vor. Dabei wurde der Oberarmkopf (Humerus) eingedrückt. „Wir haben den Oberarmkopf aufgebaut und mit Knochen aufgefüllt. Die Kugel ist wiederhergestellt“, zeigt sich Dr. Andreas Weinbecker mit dem Ergebnis zufrieden.
„Der Fuß war massig geschwollen, da er stark beansprucht wurde, sodass wir mit dem Eingriff zunächst warten mussten“, erklärt der Mediziner weiter. „Es lag eine komplizierte Sprunggelenksfraktur mit mehreren Knochenbrüchen und Kapselschäden vor.“ Nun folge eine mehrmonatige Mobilisierung.

„Einige Fehler waren sicherlich, dass ich ohne größere Planung der Strecke losgelaufen bin, dass ich alleine unterwegs war, dass niemand wusste, wo ich war und, dass Handy, Power-Bank und Wanderkarte nicht wassergeschützt waren. Ich kann daher jedem nur davon abraten, die Wege zu verlassen, sondern am besten nur ausgewiesene Routen zu benutzen.“ „Ich kann meinem Gott nur danken, dass er mich aus dieser Situation befreit hat“, sagt Jochen Sollermann.

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