Darum ist Darmkrebsvorsorge so wichtig

 Männer ab 50 Jahren besonders betroffen

Anlässlich des Darmkrebsmonats März erläutert Dr. Martin Reckels, Chefarzt der Klinik Innere Medizin & Gastroenterologie am Borromäus Hospital Leer, im Interview, wie wichtig die Darmkrebsvorsorge ist.

Wann sollte man zur Vorsorge gehen?

Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Seit Ende vergangenen Jahres wird die Gruppe schriftlich über die Vorsorgeuntersuchung benachrichtigt, die in der Regel von den Krankenkassen bezahlt wird.

Gibt es Corona bedingt einen Rückgang an Vorsorgekoloskopien?

Leider ja. Die Termine werden nicht wahrgenommen und das Problem damit aufgeschoben. Das Ergebnis ist: Patienten kommen in die Sprechstunde, bei denen der Dickdarmkrebs bereits in einem fortgeschrittenen Stadium ist und die Heilungschancen dadurch wesentlich geringer ausfallen.

Viele Menschen befürchten, dass eine Darmspiegelung mit starken Schmerzen verbunden ist.

Diese Angst ist unbegründet. Vor der eigentlichen Untersuchung erhält der Patient eine Schlafspritze und „schläft“ während der Koloskopie. Unangenehm können das viele Trinken und der häufige Stuhlgang in der Vorbereitung sein, um den Darm für die Spiegelung zu entleeren. Wer auf eine Koloskopie verzichten möchte, bei dem kann ein Stuhltest durchgeführt werden. Hier wird nach verstecktem Blut gesucht. Das Problem: Wenn der Tumor gerade nicht blutet, lässt sich auch kein Blut im Stuhl finden. Der Stuhltest ist also nur die zweitbeste Lösung zur Vorsorge.

Warum ist gerade bei Darmkrebs die Vorsorge so wichtig?

Durch die Darmspiegelung lässt sich Darmkrebs tatsächlich verhindern. Denn je eher der Krebs erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Nach Auswertung der aktuellen ESTHER-Studie* vom Deutschen Krebsforschungszentrum im Zeitraum von 2000 bis 2002 mit 9000 Teilnehmern hatten diejenigen Teilnehmer, die eine Vorsorge-Koloskopie wahrnahmen, ein um 60 Prozent niedrigeres Risiko, an Darmkrebs zu sterben, als Studienteilnehmer, die das Vorsorge-Angebot nicht in Anspruch nahmen. In der Screening-Gruppe lag das Risiko, an Darmkrebs zu versterben, in den zehn Jahren nach der Darmspiegelung sogar um circa 70 Prozent niedriger.

Wie läuft die Untersuchung ab?

Bei der Koloskopie wird der Dickdarm als Ganzes betrachtet. Das sogenannte Koloskop, ein schwarzer Schlauch, wird durch den After eingeführt. An dessen Ende befindet sich keine Kamera, sondern eine Lichtquelle und ein Chip, der die Daten zu einem Monitor sendet. Dann wird das Koloskop nach oben bis zum Übergang zwischen Dick- und Dünndarm vorgeschoben – auf Höhe des Endstücks des Blinddarms. Danach wird das Koloskop langsam wieder herausgezogen. Auf dem „Rückweg“ erfolgt die Überprüfung des Dickdarms auf Veränderungen und Polypen (Schleimhautwucherungen). Gerade im rechten Teil des Dickdarms können diese bösartigen Polypen häufig flach und unscheinbar sein. Die Polypen werden entfernt, indem eine Metallschlinge um sie herumgelegt wird, Strom zugeführt und damit der Polyp abgeschnitten wird. Über das Koloskop wird der Polyp herausgezogen. Die Probe geht abschließend an den Pathologen, der das entnommene Gewebe unter dem Mikroskop untersucht.

Machen die Polypen Beschwerden?

Selten. Sie sind die Vorstufen zum eigentlichen Darmkrebs, der in der Anfangsphase oft ebenfalls nicht bemerkt wird. Es ist daher wichtig, die Polypen bereits gleich bei der Vorsorgeuntersuchung zu entfernen und das Krebsrisiko dadurch zu minimieren. Problematisch dabei ist, dass bei Beschwerdefreiheit die Betroffenen sich gesund fühlen und auf eine Vorsorgeuntersuchung verzichten.

Was kann man tun, um sein persönliches Risiko an Darmkrebs zu erkranken, zu senken?

Das eigene Verhalten sollte überdacht werden. Die Reduzierung des Alkoholkonsums und von roter fleischreicher Kost sowie der Griff zu ballaststoffreicher Kost wie Gemüse und mehr Bewegung wirken vorbeugend. Doch dies ist kein Garant dafür, nicht doch an Darmkrebs zu erkranken.

Wer ist besonders gefährdet?

Es gibt bestimmte Risikogruppen, die besonders gefährdet sind. Männer ab 50 und Familienangehörige eines Krebspatienten ersten Grades, wie Geschwister, Eltern, Kinder, sind besonders betroffen. Dies gilt auch für Angehörige von Polypenträgern. An Darmkrebs zu erkranken, hängt vor allem mit der Erbanlage zusammen. Aber auch Diabetiker und Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen sind gefährdet.

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