Kontinenz-Operationen bei Männern

Meistens ist die Blasenschwäche (Inkontinenz) die Folge von Prostata-Krebsoperationen. Die Krebserkrankung selbst führt schon zu seelischen Belastungen. Zusätzlich gibt es als Nebenwirkung der Krebsbehandlung auch noch Kontinenzprobleme. Das ist oft ein Tabuthema, selbst im Arzt-Patienten-Verhältnis.

Seit wenigen Jahren gibt es – ähnlich wie bei Frauen – neue Bandstrukturen, die den Kontinenzmechanismus bei Männern unterstützen. Bei den von uns eingesetzten Hilfsmitteln handelt es sich um ein in Österreich entwickeltes neuartiges passives System, das nachjustiert (d.h. nachkorrigiert) werden kann. Wir empfehlen, dass der Abstand zur Prostataoperation möglichst 18-24 Monate beträgt. Für diesen Zeitraum kann man durch Beckenbodentraining und normale Wundheilung eine schrittweise Wiederherstellung der eigenen Kontinenz erreichen. Danach ist eine Heilung ohne Hilfsmittel eher unwahrscheinlich.

Das von uns eingesetzte System besteht aus drei Komponenten: erstens eine Schlingen/Band-Struktur, die den Beckenboden stabilisiert und das nachfüllbare Polster unter der Harnröhre fixiert, zweitens das Reservoir-Polster selbst und drittens ein Titanport, über den man das Reservoir nachfüllen (nachkorrigieren kann). Der Vorteil bei diesem passiven System ist, dass man als Patient selbst keine Pumpen betätigen muss. Dies hilft insbesondere älteren Patienten, die möglicherweise in ihrer Sehkraft oder durch Fingerfertigkeit eingeschränkt sind. Auch nach möglichen Schlaganfällen muss der Patient selbst nichts tun. Gerade bei der steigender Lebenserwartung ist dies zu beachten. Vor der Operation schließen wir eine Harnröhrenenge aus, da diese vor der Kontinenzoperation beseitigt werden müsste.

Die Operation ist minimal invasiv bei kurzer Operationszeit von einer knappen Stunde. Sowohl eine Vollnarkose als auch eine Spinalanästhesie ist möglich. In Steinschnittlage wird am Damm ein kleiner Schnitt gemacht, die Harnröhre präpariert und das Reservoirpolster dort platziert. Die Bänder werden dann zur Unterstützung und Fixierung um die Sitzbeinknochen (transobturatorisch) eingebracht. Den Titanport legen wir durch einen weiteren kleinen Schnitt oberhalb der Leiste links auf die Muskelhaut in das Unterhautfettgewebe.

Nach der Operation leiten wir die Blase bis zum Abschwellen der lokalen Wunde für zwei bis drei Tage ab. Danach erfolgt einen Tag später bei nachgewiesener freier Blasenentleerung die Entlassung aus dem Krankenhaus.

Wir binden die Patienten engmaschig über unsere niedergelassenen Kollegen an unsere Klinik an. Die Nachjustierung erfolgt in der Regel erstmals nach vier bis acht Wochen. Dabei wird der Titanport mit einer Spezialnadel (die die spezielle Gummimembran nicht beschädigt) befüllt. Die Flüssigkeit befüllt dann das Reservoir, wodurch der passive Druck auf die Harnröhre schrittweise erhöht wird. Manchmal sind mehrere Schritte nötig. Wir versprechen keine vollständige Kontinenz – aber eine deutliche Verbesserung, die Blasenentleerung wieder kontrollieren zu können. 

Das von uns eingesetzte System besteht aus Komponenten, die in der Medizintechnik millionenfach eingesetzt werden; im Wesentlichen aus biokompatiblem Silikon und aus Titan. Unverträglichkeitsreaktionen sind sehr selten beschrieben. Eine Keimbesiedelung des Implantates kann zu einer Infektion führen, die eine Entfernung des Systems erforderlich machen kann.

Die operierten Patienten berichten über lokale Schmerzen im Operationsfeld, die mehr als zwei Wochen andauern können, aber gut durch Medikamente behandelbar sind. Einige Patienten berichten über Gefühllosigkeit oder erhöhte Empfindlichkeit am Hodensack und im Leistenbereich. Dies verschwindet in aller Regel in den nächsten Wochen. Endoskopien sind ohne besondere Maßnahmen weiterhin möglich. Hierfür empfiehlt es sich jedoch, dass Sie sich an eine Klinik wenden, die Erfahrungen mit dem Implantat hat. Am Anfang empfehlen wir für drei Monate auf das Fahrradfahren zu verzichten. Ein Spezialsattel mit einer ausgeschnittenen "Nase" kann hierbei hilfreich sein. Wir empfehlen den Patienten zusätzlich für vier bis sechs Wochen nach der OP eine körperliche Schonung. Beim Reiten können so heftige Stösse auf das Reservoir entstehen, dass eine Beschädigung nicht sicher auszuschließen ist. Kernspinuntersuchungen (MRT) sind uneingeschränkt weiter möglich, da das Material sich neutral verhält.

Eine Altersbegrenzung unserer Patienten bei dieser Operation sehen wir nicht. Der bisher älteste Patient, den wir mit dem System operiert haben, war 84 Jahre alt. Der Krankenhaus-Aufenthalt und die weitere ambulante Nachbehandlung werden selbstverständlich von Ihrer Krankenversicherung bezahlt. Eine Zuzahlung ist nicht nötig.

 

 

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